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Descriziun: Regest: Moling Sepl (*1934)

Transferierung (= Übersiedlung) und Bau der Kirche samt Zubehör in Wengen vom Jahre 1868 bis zum Jahre 1882.

Wengener Kirchenbau
In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstand in Ladinien eine große religiöse Bewegung. Ladinien gab der Diözese Brixen viele neugeweihte Priester, es folgte Primiz auf Primiz, neue Kandidaten drängten sich zu den Studien, die religiösen Orte wurden restauriert, dekoriert, vergrößert und neu aufgebaut. So wurde die hl. Kreuz-Kirche vergrößert und wie neu hergestellt, in St. Kassian die Kirche vergrößert (=verlängert) und eine Orgel aufgestellt, in Corvara die schöne gotische Kirche renoviert, in St. Martin dieselbe vergrößert, ebenso in Kolfuschg, in Kampill wurde eine neue erbaut.
Nicht zu sagen von der Bemalung und Dekorierung der Pfarrkirche in Enneberg. In Rina eine neue Sakristei erbaut; es war kein Gotteshaus, wo nicht das eine oder das andere wäre gerichtet worden. In Ladinien waren damals geübte Handwerker, Maurer, Tischler, Schnitzler, Faßmaler, Bildhauer und Vergolder, an Material war keine Not. Die Wälder waren zu sägen “vergini” (unberührt), Kalk und … die Leute geben gerne zum guten Zwecke, was sie haben, Material, Handarbeit und Geld in Anbetracht der wenigen Mittel, nun nicht zu sagen Armut, reichlich.
War es bei diesen Verhältnissen nicht zu wundern, wenn nicht nur die Wengener sondern auch deren Nachbarn es beklagten, dass in Wengen nichts geschehe, obwohl es dort am notwendigsten war. Die Kirche war viel zu klein und baufällig. Unter H. Kuraten Pezzei wurde der Hochaltar zurückgeschoben, um mehr Platz zu bekommen, und die eisernen Geländer, welche an Anfang des Presbyteriums die Hauptmauern zusammenhielten, abgefeilt, es gab einen Krach und es entstanden in der Mauer Risse, welche nicht mehr bleibend zugemacht werden konnten, die Empore war zudem so weit vorgeschoben worden, dass die Kirche verunstaltet wurden, und doch war sie zu klein.
Bei diesem Sachverhalte war es vorauszusehen, dass Uneinigkeiten entstehen werden, indem die in der Nähe der Kirche sich befanden, dieselbe dort wollten, die anderen aber sich weigerten, die Kirche oben zu bauen. Wenn es tunlich gewesen wäre, die alte Kirche zu verlängern, was aber wegen der Lage nur mit größten Unkosten hätte geschehen können, wurde der alte Ort beibehalten worden sein, aber am selben Ort eine neue Kirche aufbauen, dazu verstand sich die große Majorität durchaus nicht.
Nach Ableben der hochverdienten Herrn Kuraten Bartholomäus Trebo, kam im Frühjaht 1851 nach Wengen der junge eifrige Seelsorger Mathäus (= Mathias) Declara, welcher sich sogleich daran machte, ein neues Geläute zu errichten und darauf den Kirchenbau zu betreiben. Es wurden Gemeindeversammlungen gehalten, Pläne für Oben und Unten gemacht, oben Pläne zur Vergrößerung und zum Umbau, unten nur zum Neubau, aber das Zunglein neigte sich immer mehr nach Plan Moring. Die Sache jedoch ging nicht so glatt ab. Der Wirt Pider Josef hatte mächtige und äußerst tätige Helfer: die Schwester Theres, Köchin des Kanonikus Heidegger, die Schwester Rosalia, Köchin des F.b. Vinzenz, Hochw. H. Bruder Anton, Benefiziat Sisti in Buchenstein und den sehr geschickten, soliden Bruder, Hochw. H. Katechet in den Realschulen zu Innsbruck, Johann Pider; diese arbeiten alle, um den Bruder, wie sie sagten, vom Ruin zu erretten, und nicht ohne Erfolg. Dazu gesellte sich ein äußerst frommer Seelsorger Cous. Lukas Tolpeit, designierter Dekan von Buchenstein und Kurat von Eben, geb. in Tolpei, Wengen, wo er eine verheiratete Schwester hatte; auch dieser war gegen die Transferierung der Kirche. Die Opposition wurde vom Hochw. H. Joh. Pider organisiert und geleitet, und eine Bittschrift mit 17 Unterschriften ging von Wengen an den F. Bischof, und ein anderes Mal eine Deputation an Hochdemselben (Bischof) gegen die Transferierung.
Auch wurde die Sache im Jahre 1867 schwieriger und der eifrige Herr Declara hatte Verdrießlichkeiten über Verdrießlichkeiten, besonders schmerzte es ihm, dass der Unfriede in der Gemeinde entstanden sei; der Vorwurf vonseiten des F. Bischofs dass er seine Stelle als Seelsorger benütze zum Zwecke der Transferierung, dass er unmoralische Mittel zum Zwecke anwende, er richte, hieß es, auch die Gemeinde zugrunde ecc. er verteidigte sich tapfer, suchte den Frieden in der Gemeinde herzustellen, und zum Teil gelang es ihm, indem mehrere von der Gegenpartei entweder umsattelten oder passiv sich verhielten, und nicht wenig Eindruck machte es auf die Gegenpartei, dass einige auffallend schnell starben, wenn nicht alle von der Gegenpartei, so doch vor Anfang des Baues; es sei hier bemerkt, dass während der Baues, niemand direkt dagegen war, einige nur passiv, nachdem Evang. Fontanella von Wengen abgezogen war. Nachdem die Gemeinde die Erklärung abgegeben hatte, das Baumaterial zum Bau gratis herzustellen und die Roboterarbeiten zu übernehmen und die freiwilligen Beiträge, einschließlich der Beträge derjenigen, welche sich von Robotdienste freikauften, den Betrag von 20.000 erreicht hatten, bewilligte das f.b. Oridnariat den Bau der neuen Kirche in Plan Moring. Im Angesichte aber des großen Unternehmens, während fortwährend falsche Propheten den Ruin der Gemeinde prophezeiten, zog sich Herr Kurat, müde der vielen “Contrarietäten” zurück, und an seine Stelle trat der junge H. Kooperator Don Antonio de Cristoforo, der früher schon tätig war und das Vertrauen der Leute erworben hatte. Und es wurde ein Baukomitee konstituiert aus 18 Personen von verschiedenen Gehöften und von jeder Partei; Obmann wurde der Herr Kooperator, Herr Kurat sagte zu, mit Rat und Tat behilflich zu sein.
Zu dieser Zeit geschah etwas, was auf den Bau einen entscheidenden Einfluss hatte, und nur die Hand Gottes nennen möchte. Es starb in Enneberg der hochgeachtete, erfahrene und jedenfalls sehr praktische, von allen geliebte Dekan Anton Trebo, Förderer des Kirchenbaues in Wengen, und als Nachfolger wurde H. Johann Pider ernannt, der große Feind des Kirchenbaues. Wie ein elektrischer Schlag wirkte dies auf ganz Wengen. Die Gegner des beantragten Baues jubelten umsonst, denn die andere Partei läutete; jetzt ist die größte Zeit, den Bau in Angriff zu nehmen, sonst vereitelt der neue Dekan die ganze Sache, und am 30. März 1868 wurde die für die Gemeinde riesengroße Arbeit begonnen, am 10. Oktober 1868 waren 272 Fuhren gemacht worden und 2071 Robotarbeiten, die Grundmauern der Kirche und des Turmes gelegt und das Schul- und Mesnerhaus unter Dach.
Ich sagte oben Hand Gottes: denn Herr. Johann Pider kam nach seiner Ernennung nach Enneberg, kaufte von Vorgänger die notwendigen Einrichtungsstücke, kehrte nach Innsbruck, um die Übersiedlung zu bewerkstelligen, erkrankte dort an Lungenentzündung; er bereute nun, um die Pfarre Enneberg angehalten zu haben und bat den Fürstbischof, er möchte die Resignation der Pfarre annehmen; der Bischof wollte es zuerst nicht tun, jedoch auf wiederholtes, ungestümes Drängen schickte F. Bischof den Kaplan Stiggler eigens nach Innsbruck, um die Resignation entgegenzunehmen. Hochw. Pider war so nahe dem Tode, dass Herr Kaplan selbst ihm die Seele aussegnete. Infolge seiner Resignation erbte der Kirchenbau von Wengen von ihm etwas über 600 fl. Sein Testament, welches er vor Jahren gemacht hatte, schloss mit den Worten: das Übrige wenn ich an keine Pfründe betraut sein werde, gehört den Kirchen von Wengen. Hätte er nicht renunziert, so würde die Kirche von Enneberg das “Übrige” erhalten haben. Saluten in inimicis nostris”.
Herr Lukas Tolpeit, Pfarrer von Eben, schrieb damals an den ehemaligen Kuraten Josef Pitscheider: Merkwürdig, der größte Feind des Kirchenbaues wurde Anlass, dass der Bau in Angriff genommen wurde und half durch seinen Nachlass zum Bauen mit. Es ist fraglich, ob der Bau ohne erwähnten Umstand sogleich in Angriff genommen worden wäre, denn man sorgte sich sehr darüber, was kein Wunder ist. Herr Declara wurde nämlich nach dem Tod des Hochw. Herr Joh. Pider aufgefordert, um die vacante Pfarre von Enneberg anzuhalten, und am 10. November 1868 trat sein Nachfolger Josef Pitscheider, Kooperator in Ampezzo in Wengen als neuer Seelsorge ein. Der neue Seelsorger hatte einen guten Einstand, wiewohl er in Wengen wenig oder gar nicht gekannt war. Die Gegner waren froh, den Anstifter des Baues verloren zu haben, erwarteten, dass der neue Kurat wahrscheinlich sich nicht interessiere und der Bau ins Stocken geraten würde, die anderen waren froh, einen Kuraten zu haben, denn viel wurde gesprochen, dass kein Geistlicher nach Wengen kommen wolle und der Bischof werde niemanden zwingen. Unter diesem Kuraten indessen wurde der Bau geführt und zu Ende gebracht.
Neue Altäre, neue Kanzel, neue Orgel und zwei neue Ornate wurden errichtet. Die Arbeit ging nicht rasch, denn die Gemeinde war nicht imstande, das Material bereit zu stellen, wie wohl man auch Arbeiter bestellen und bezahlen musste, doch man hatte immer noch an Steinen, an Sand, die Fuhren fehlten und die Robotarbeiter, besonders im Sommer und Herbst, wo die Leute selbst viel zu tun hatten. Vielfach haben sich bessere Bauern von der Robotarbeit losgekauft, und die übrigen verloren den Eifer, und es war wohl sehr oft, dass man völlig daran war, die Arbeiten einzustellen, aber die Arbeiten Gottes gehen in der Regel so vor sich, wie beim Tempelbau Jerusalems zur Zeit Zorobabels.
Klagen über Klagen, bald von dieser, bald von jener Seite waren zu hören, dem einen gefiel der Plan der Kirche, dem andren war sie zu klein, andere wollten keine …; der Turm sieht viel zu klein aus, möchte schon ½ Schuh höher sein, die Mauern wegen des schlechten Sandes werden schlecht gebaut, kurz keine Arbeit wurde angefangen oder ging der Vollendung entgegen, ohne dass darüber kritisiert wurde. Es gab mitunter trübe Stunden und Tage, dann wieder fröhliche, wenn wieder unerwartet eine Schwierigkeit sich löste zum Besten des ganzes Baues.
Personen: die Personen, welche genannt zu werden verdienen, abgesehen vom Hochw. Herrn Declara und vom Herrn Koop. De Cristoforo, welcher auch den Plan zum Widumsbau machte und dem Herrn v. Stadl, welcher den Kirchenplan um den billigen Preis von 60 fl machte, sind noch folgende: 1) Campei Genesius, Kleinbauer in Campei, war während des Baues wiederholt Gemeinde-Vorsteher. Unermüdlich tätig, opferte er sich ganz für den Kirchenbau, sparte weder Mühe noch Zeit noch Arbeit, vernachlässigte selbst seine eigenen Interessen zum guten Zwecke, und wenn auch alles nicht das beste war, was er tat und sprach, so hatte er die beste Absicht, selbst dann, wenn er gegen die Art und Weise des Baues sprach und handelte. Er söhnte sich am Abend mit dem Seelsorger aus, ging nach Hause gegen 9 Uhr, wo es sehr finster war, verfehlte den Weg ober Campei und wurde in der Frühe halb tot auf dem neuen Weg gefunden; er fiel auf demselben von einer Höhe von zirka 2 Klafter, konnte noch beichten und die hl. Ölung empfangen, dies als der Bau völlig fertig war.
2) Comploi Francesco zu Plans, Müllersohn. Er war Polier bei den Arbeiten in Brixen und Bozen, daher ihm der Bau der Kirche anvertraut. Er war sehr geschickt und intelligent, aber auch bewahrheitete sich der Spruch: Nemo in patria proheta (= niemand ist in seiner Heimat ein Prophet). Er wurde beneidet von den anderen Maurern, welche wohl bessere Arbeiter waren, aber eben nur Arbeiter, wurde von demselben kritisiert, besonders wenn er die Zeichnung ihnen vormachte, da hieß es, dass er sie nicht verstehe, aus Übereilung machte er bei den Pfeilern im Presbyterium kleine Fehler, welche ausgebessert wurden, aber beim Pfeiler am Eingang des Turmes existiert er noch. Es geschah, dass er infolge der Hetze entlassen wurde und an dessen Stelle trat 3) Johann Suen, Maurer zu …; dieser aber war der Sacht nicht gewachsen, und man war froh, wieder den Comploi zu bekommen. Als es sich darum handelte, das Gewölbe zu bauen, entstand eine andere Hetze, um dem öffentlichen Willen zu willfahren: jeder glaubte ein Recht zu haben, dareinzureden, und trotzdem Comploi behauptete, er sei sicher, das Gewölbe aufzubauen, und er sei bereit, bei der Disarmierung (=Abrüstung) darunter zu stehen, trotzdem, um der Hetzerei zu weichen, wurde ein Baumeister Huber von Brixen berufen, welcher die Kirche von Kampill gebaut hatte und wusste, wie man ein Kreuzgewölbe baut, darum wurde der Ingenier D. Flatscher gerufen, der verlangte, man möchte ihm einen praktischen Maurer herbeirufen und behauptete, es sei keine rechte Basis und diese müsste hergestellt werden; zu diesem Zwecke mussten die Hauptmauern durchbrochen und Granitplatten eine auf die andere gelegt werden um so eine solide Basis zu bekommen, was eine enorme und kostbare Arbeit und zugleich die größte Dummheit gewesen wäre. Endlich, weil dies nicht befriedigte, wurde Baumeister Kurisel von Bruneck gerufen, welcher sich auch nicht auskannte. Über Nacht stand aber der nach und gab unserem Complojer Recht, es gehe so ganz gut. Zum Überfluss sagte man ihm, er möchte dem Complojer den Halbmesser (Valenghino) geben, um das Gewölbe schön rund zu bauen, was er auch tat; er gab aber denselben zu lang, und daraus entstand der Hauptfehler, indem das Gewölbe eine halbe Ellipse bildet. Complojer war billig im Taglohn und begnügte sich mit der Kost der übrigen Arbeiter.
4) Tavella Franz, Sohn des Mesners Philip und Schnitzler oder Bildhauer, ein geschickter Arbeiter als Tischler, als Zimmermann Dilettant. Er besorgte alle Tischler- und Zimmermannsarbeiten, arbeitete aber wie er wollte ziemlich schländerisch = schlampig und befriedigte nicht ganz.
5) Moling Andrea, Schmied, sehr guter Arbeiter und billig; er tat jedoch alles lieber als die Schmiedarbeit, war daher saumselig und voller anderer Geschäfte; er arbeitete vorzüglich am Glockenbeschlage.
6) Comploi Paolo, Gerber zu Pederoa, war ein großer Förderer und Wohltäter an Geld und gab zugleich für den Bau allen Leim gratis selbst für den Orgelbau.
7) Unter den Maurern, die sich mit Eifer des Baues annahmen verlies et factis (= mit Wort und Tat) waren folgende: Josef Sottara in Fornacia, Josef Irsara, Bauer in Costamaiú, Josef Moling, Franz Alton und Josef Frenes, alle drei zu Ciampló, die beiden Bauern zu Aiarei und der Bauer zu Costamilain.
8) Unter den Weibern zeichnete sich besonders die Krämerin aus, eine Schwester des Genesius Campei, welche alles in allem zirka 1700 f spendierte, dafür aber lebenslänglich Wohnung zu ebener Erde im Widum erhielt; dann die Köchin Vittoria Alton; sie war äußerst tätig, zu allem verwendbar, war stark und ausdauernd obwohl klein und verwachsen; ebenso Betta Frenes in Ciampló, Schwester des Josef, eine krüppelhafte Person, hatte aber einen eisernen Willen; sie war die beständigste Sammlerin von Butter, Zieger, Eier et. et. in Wengen. Die Bäuerinnen zeichneten sich fast ohne Ausnahme aus sowohl im Betreiben bei den Maurern als auch im Geben.
Material: Steine – Hätten wir das Material so nahe und bequem gelegen wie Kampill, hätten wir schon lange die Kirche gebaut. So hieß es allgemein, und doch hätten wir in Wengen das Material noch viel näher, ober der jetzigen neuen Kirche, wo die Steine hervorlugten, wollten sie nicht angreifen; zweimal wurden die Arbeiter dorthin gewiesen, und beide Male ließen sie ab, denn die Steine, hieß es, sind verwittert; man sagte ihnen, tiefer werden die Steine schon fest sein, es nützte nichts, bis zufällig ein Italiener kam, Arbeit zu suchen; von diesem ließen sie sich überreden und so fanden sie den Schatz, welcher hinreichte, Kirche, Turm, Widum. Friedhofmauern und die beiden Wirtshäuser zu bauen.
Sand: dieses Material fand man an Ort und Stelle in großer Menge; er galt aber, weil mit Erde vermischt als schlecht, daher wurde er mit vieler Mühe vom Bache geholt. Die Erfahrung lehrte leider zu spät, dass der Sand an Ort selbst sehr gut war, während der Bachsand viel schlechter war.
Holz: Welche Masse Holz notwendig war, kann nur der Fachmann beurteilen. Zum Glück war davon keine Not: Armentara, Fornacia, Arciara, la munt genannt, lieferten fast das ganze Holz. Schon des Holzes wegen wäre der Bau der Kirche am alten Platze völlig unmöglich gewesen, denn Biei, Rungg, Cians hätten kein Holz liefern können, außer man hatte es unten an der Grenze von St. Vigil genommen. Was hätte dann der Transport für Arbeit und Mühe gekostet. Von der Grenze bei St. Vigil hinauf auf Rid, dann hinunter zur Säge und wieder hinauf zur alten Kirche? Es wäre entsetzlich gewesen: würden sich die unteren zu solchen Schwierigkeiten herbeigelassen haben und der zwei Wirte und der paar Bauern zu Liebe die Kirche vor der Nase zu bauen?
Hochw. H. Terza, welcher die Kirche in Kampill gebaut, wurde gefragt: “Wieviel Holz braucht man für das Gerüst des Gewölbes? Antwort: einen kleinen Wald! Man nehme dazu die anderen Gerüste + Dachstühle”.
Tuffstein: daran war unter Fornacia an völlig unzugänglichem Ort ein prächtiges Material. Auch die Abteier, nahmen dasselbe dort zu ihrer schönen Kirche. Er bildet sich durch ein kleines Wasser, welches fort und fort kleine Teile des Materials (fortschwemmt), welches agglomiert, verhärtet und versteinert wie ein Schwamm. Die Gewinnung war sehr schwer, die ganze Masse war von Feuchtigkeit durchseicht und ungemein zähe: am besten ging es mit der Holzsäge, aber diese konnte man nur wenig anwenden; die Mine richtete nichts aus, der Keil wenig, die Hacke noch weniger; niemand wollte recht daran arbeiten, selbst vier Italiener verließen nach kurzer Arbeit Wengen und ließen zudem ein paar grobe, eiserne Keile mit sich gehen. Das gewonnene Material musste zum Trocknen gebracht werden, dann von Hand zu Hand bis unter Fornacia befördert werden, wie man bei einer Feuersbrunst das Wasser von Hand zu Hand weiterbefördert. Von dort wurde der Tuffstein bis Fornacia mit Pferden befördert, dann bis Plans mit Handschlitten befördert und von Plans bis zur Baustelle mit Pferden geführt. Das Liefern der Tuffe von Hand zu Hand war sehr anstrengend und ermüdend, besonders für die Mädchen. Tagelang fühlten sie nachher an Brust und Arme Schmerzen.
Es sei noch bemerkt, dass auch St. Martin bei Gelegenheit der Vergrößerung ihrer Kirche den Tuffstein in Fornacia genommen haben. Nachdem die Wengener ihren Bedarf gedeckt und die Abteier gekommen waren, konnte man erkennen, dass sich in 100 Jahren der Gebrauch des Tuffsteines vermehrt hatte.
Bei der Überschwemmung 1882 wurde der Rest fortgeschwemmt, und wie es hieß, verblieb kein Tuff mehr. P. Albert, Kooperator des Ortes schreibt darüber.
Eisen: An Eisen wurde ebenfalls eine große Masse gebraucht; Bohrer, Schlägel, Wölfe, Klammern und Nägel an die Hunderttausende.
Gips: wurde vom Müller Ploner in St. Vigil genommen, er … ihm dortselbst, dann wurde er nach Wengen geführt und dort gebrannt.
Glas: das Glas ließ uns Leopold Flöss zum Selbstkostenpreis von Laibach kommen, in Wengen wurde es zugeschnitten.
Gebäude: Kirche bis zum 30. November 1874 am Vorabend des hl. Andreas, Apostel, an welchem Tage das hl.ste Sakrament … ; Hochw. Joh. Großrubatscher, Kurat von Abtei trug das hl. Sakrament in die neue Kirche; die Kirche war immer noch voll Gerüste, Balken, Brettern, Kalk und Sand; so hatte sie natürlich kein Ansehen und den Leuten gefiel sie nicht, aber gegen Abend war sie von allen diesen Dingen befreit und gereinigt, ein Archiv wurde eingraviert, um kein Eintritt in die Kirche am anderen Tage … eine so schöne herrliche Kirche zu sehen und alles gerade von nun an … . Der Fassmaler Rudiferia halte sie recht “gustis” (= Geschmack) übertüneht und tätowiert, sodass man oft hören konnte, wenn von Bemalung die Rede war, ja warum denn, sie ist ja so schön gemacht, was wahrlich der Fall war. Das Fenster über dem Hochaltar mit der Immakulata spendierte Josef Terza, Bauer zu Cians, das Fenster den hl. Genesius darstellend spendierte Franz Videsott, Schwein- und Salamihändler in Trient, das andere den hl. Andreas darstellend bezahlten die größeren und kleineren Andreas von Wengen.
Der Hauptaltar aus Marmor kam von Terlan und kostete 400 fl, die Seiten-Altäre und die Kanzel lieferte Ferdinand Demetz in Gröden für 2443 fl, die Orgel wurde in Wengen gebaut von Josef Aigner von Schwaz mit dem Gehilfen Thomas gegen Taglohn. Sie kam auf rund 1100 fl zu stehen. Der Orgelkasten machte Rainer Josef, Tischler von Kampill, die Stationen bezahlte die Schwester des Hieronymus Costabiei in Fornacia; dieselbe spendierte auch 100 fl für den Rosari-Altar. Das Hauptportal wurde in Pfalzen aus dortigem Granit gehauen, die Seitenportale aus einem Stein in Armentara unter dem Kreuzkofel.
Turm: der Turm hat eine Höhe nach Zeichnung von Von-Stadl von den Fenstern herab bis zu ebener Erde 20.95 Meter; er sollte wegen der Lage höher sein, jedoch Complojer hatte gute Gründe absolut zu protestieren gegen den Willen derjenigen, welche ihn bis zu den Glocken wenigstens um eine Klafter höher vollten, denn 1. war die “cava” oder Steinbruchstelle eingestürzt, und um gute Steine zu bekommen hätte man mit großen Mühen und Kosten das ganze Geröll entfernen müssen. 2. Was das Gerüst des Turmes Ursache, dass der Boden auf einer Seite sich senkte und zwar derart, dass man ihn nicht weiter beschweren konnte.
3) … er, dass auch der Giebel des Kirchendaches leiden würde, und so blieb er beim Plan. Wäre auch gut, wenn der Turm etwas breiter wäre, was man beim Glockenstuhl bemerken kann und namentlich später beim Aufstellen des neuen Geläutes.
Widum: War eine große und delikate Sache Nach der Zeichnung des Hochw. Kooperators De Cristoforo, der indessen Kooperator in Ampezzo geworden war, war der Gemeinde der Bau zu groß; die Männer wollten sparen, jedoch siegte der Gedanke, dass er jedenfalls größer werden müsse als der alte und der Bau begann nach Zeichnung.
Nun meldete sich die Krämerin Campei Maria; sie verlangte, dass ihr ein Bauplatz zu einem kleinen Hause und Garten übergeben werde, wie ihr versprochen wurde gelegentlich des Geschenkes von 1000 fl R.W. und zwar verlangte sie den Platz in nächster Nähe der Kirche, da sie Krämerin war. Das Versprechen war richtig, der neue Seelsorger aber wusste nichts davon, es musste jedoch darüber gesprochen werden, nachdem der ganze Baugrund schon seine Bestimmung hatte. Die Krämerin war Wohltäterin und man verhoffte von ihr noch weitere Wohltaten, also was machen? Ein Haus in nächster Nähe der Kirche hätte überall störend gewirkt, wohin man es hat bauen wollen, und dazu ein Garten, und mit der Zeit hätte eine Schnapsbude werden können. Ein rettender Gedanke: es wurde folgender Vorschlag gemacht, gebilligt und angenommen: bauen wir der Krämerin ein Quartier im Widum; vom Widumgarten mag sie benützen soviel wie sie braucht und bezahlt dafür 400 fl. Nach ihrem Ableben soll alles dem Widum gehören, und es soll ihre Wohnung eine Gratis-Wohnung für einen defizierten Priester bilden. Vorrecht dazu hat ein gewesener Kurat von Wengen. Mit diesen 400 fl wurde der ganze Widum, was Maurerarbeit betrifft, gebaut. Die Kritik bei Einheimischen als Fremden lautete: für drei Personen soll ein so großes Haus gebaut werden, immer halb Saalen existiert kein solches Gebäude; ad quid preditio haex = wozu diese Verschwendung; diese Kritik verstummte immer mehr!
Schul- und Mesnerhaus: die Zeichnung machte Herr Kurat Declara. Aus Ersparungsrücksichten wurde es zu klein.
Robotarbeiten: die Gemeinde verpflichtete sich zu Robot, sodass man nur die Maurer, Tischler, Schmiede usw. hätte bezahlen müssen. Um Geld zu bekommen ließ sie einige bessere Bauern von den Robotarbeiten sich loskaufen, und man war gezwungen, fremde Robotarbeiter zu bestellen und von der Kasse zu bezahlen; während des ganzen Baues hatte es so immer und immer die größte Not an Baumaterialien. Die fleißigen Arbeiter ermüdeten und die Nachlässigen ließen reden (?) und beschwerten sich nur um das mormorare. Zwingen konnte man niemand und manches unterblieb oder wurde nicht eben wegen der Not an Robotarbeitern.
Kost: man gab den Arbeitern – nicht den Robotern – die Kost und den Fremden Bett- und Quartier im Schul- und Mesnerhaus. Täglich wurde Milch gesammelt, von Zeit zu Zeit Speck, Schmalz, Eier, Zieger (=Käse) und einmal im Jahre wurde eine Getreidesammlung, vorgenommen, das alles geschah in Wengen und in Ladinien aber nur einmal, und zwar das ein Jahr in einer, das andere in einer anderen Gemeinde. Auf diese Weise wurde viel Geld erspart. Im ersten Jahr wurde den Arbeitern zu Halb- Mittag- und als Marende Brot und Branntwein gegeben, auch den Robotern wurde Branntwein gegeben, aber mit harte Mühe konnte der neue Seelsorger jegliches Getränk abschaffen, was kein gutes Blut machte, besonders bei den Robotern. Im genannten ersten Jahre hatte Videsott in Trient ein Fass Branntwein geschenkt, und es wurde überdies noch ein Fass Branntwein um 200 fl gekauft.
Wo würden wir materiell und in moralischer Hinsicht hingekommen sein, wenn dies so fortgegangen wäre. Auf dies hin wurde den Arbeitern um 7 Uhr früh, um 11 Uhr, um 3 Uhr Nachmittag gekocht und abends eine Suppe.
Geld: …rerum. Hochw. Herr Klebensberg (Klebelsberg ?) Dekan von Bruneck, sagte zum H. Koop Mersa in Wengen: Sagen Sie ihrem Prinzipalen, er möge sich einen guten Buckel richten, Verdrießlichkeiten werden nicht fehlen, aber das Geld wird ihm nicht ausgehen. Und so ist es gewesen; nicht als wenn wir die Kasse immer voll gehabt hätten, aber reichte Jahr für Jahr aus. Die 1000 fl R.W. Geschenk der Krämerin wurden in die Sparkasse gelegt als Reserve, im Falle, wenn es nicht mehr gehen sollte, kein Defizit herauskäme. Denn Fremde sagten: “Passt auf ihr Wengener, der Geistliche macht noch Schulden, baut auf Kredit, verlangt dann Versetzung und ihr möcht bezahlten”.
Von den Wengenern werden wohl sehr wenige sein, welche nicht mehr oder weniger an Geld zum Bau beigetragen hätten; überdies wurde monatlich in der Kirche eine Sammlung vorgenommen, welche wohl etwas lieferte, es wurden die verschiedenen Villen (= viles) angegangen, sie möchten an Merkantilholz oder an Weide zum Verkauf beitragen. So gab Campei den Erlös vom Wald Salt 2600 fl, Costamaiú Stämme, Erlös 600 fl, Campo-Cians 300 fl, Rungg 580 fl, Arciara 438 fl, Pastrogn 150 fl, Soví 14 fl, Ciampló an Weide 500 fl, Comploi Paolo Stämme um 200 fl, zusammen 4582 fl, hinzu kommen Spessa für Weide 100 fl, zusammen 4682 fl.
Von nicht Wengenern sind folgende Wohltäter:
1) Kaiser Ferdinand (?) 500 fl –
2) Kultusministerium 500 fl
3) Hochw. Großrubatscher sen. 200 fl
4) Kaiserin Elisabeth 100 fl
5) Fürstbischof Vinzenz (Gasser) 100 fl
6) Hochw. H. Peter Mersa 100 fl
7) Georg (Hermann) Ganner Pries. 100 fl.
8) Hochw. Trebo Direkt. 40 fl
9) Eisenh. Unternach. 35 fl
10) Hochw. Kooperator Adang 30 fl
11) Maria Declara 25 fl
12) Hochw. Kooperator Declara
13) Hochw. Alois Maneschg 19 fl.
14) Hochw. Herr Konistor Aichner 15 fl.
15) Hochw. Kooperator Kostner 10 fl.
16) Hoch. Kooperator Rudiferia 6 fl.
17) H. Kurat Trebo 8 fl
18) H. Kurat Maneschg 5 fl
19) Franz Piccolruaz 10 fl
20) Fr. Klebelsberg 5 fl
21) Clara Elisabeth 4 fl.
Von Privaten auswärts zusammen 1832 fl.
Ergebnis der Sammlungen außer Wengen 1734 fl, ohne das gesammelte Getreide in Ladinien, also von auswärtigen Wohltätern zusammen 3566 fl.
An S. Majestät den Kaiser Fr. Josef Wurde eine Bittschrift eingereicht, welcher nicht Folge gegeben wurde, es wurde später eine zweite Bittschrift eingereicht, und diese zweite Bittschrift wurde mit einer Stempelstrafe von 1 fl beantwortet.
Glaube nicht irre zu gehen, wenn ich sage, dass wir das Ergebnis dem liberalen Herrn k.k. Bezirkshauptmann Strobele zu verdanken haben, welcher den ganzen Kirchenbau in Händen der Gemeinde haben wollte, vom Seelsorger unabhängig, was der Seelsorger wohl genau würde haben geschehen lassen, wenn er nicht die Überzeugung gehabt hätte, dass dann niemand würde … und der Bau sistiert (= eingestellt) oder forciert (=erzwungen) worden wäre. Der ganze Kirchenbau kostete an Geld, ohne Kosten, ohne das Material von der Gemeinde, rund 42.00 fl. Im Dezemer 1882 verließ Gefertigter die Kuratie Wengen, und nach dem alles bezahlt war, übergab er seinem Nachfolger Josef … an Geld den Überschuss von 2800 fl.
Dieses Wenige wurde auf Ersuchen des Hochwürdigen Herrn Pfarrers Maring vom Gefertigten mitunterschrieben; Möglicherweise könnte ihm, nachdem der seit Dezember 1882 von Wengen abwesend war, wohl manches entfallen sein, was bemerkenswert gewesen wäre. Das Geschriebenen kann wohl als autentisch gelten, und es wurde “sine ira et studio “der Wahrheit gemäß” geschrieben.
Kampill, den 4. März 1902 – Jos.Pitscheider, Priester in Ruhe

Nachtrag: es wird noch bemerkt, dass am Montag den Juli 1876 der F. Bischof Vinzenz (Gasser) die Kirche feierlich konsekrierte, großes Fest in Wengen, es waren einschließlich S. Fürstb. Gnade 23 Priester, wurde ungemein schön gesungen und psalmiert, sodass der F. Bischof ganz gerührt war uns sagte: ja, eine solche “schola” wird man nicht so leicht finden, er wollte sagen, bei der Konsekration der Kirche und vor der Haustüre stehend die Gegend betrachtend sprach er: Ja, das wird wohl der schönste Punkt Ladiniens sein. Es muss noch bemerkt werden, dass die Wengener während des Baues sehr gute Jahre hatten, und dass niemand des Baues wegen im Hauswesen zurückgegangen sei, auch nachdem die Arbeiten zum Kirchenbau aufhörten, dass sie nachher in ihren Arbeiten zu Hause, nicht schneller vorwärts kamen. Auffallend war, wie allgemein bemerkt und anerkannt wurde, dass sich niemand beschädigt hat, weder Leute noch Vieh. Omnia ed maiorem Dei gloriam. Ko.r sill, 4.3.1882 J.P

Gerarchia: A-1059/011



Data: 1868 - 1882

Post: Val Badia, La Val

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